Die Bruchhauser Steine bei Olsberg
Die Bruchhauser Steine sind ein in Westfalen einzigartiges Naturschutzgebiet und eingetragenes Bodendenkmal auf dem Istenberg. Dieser befindet sich etwa 1 km nordöstlich von Bruchhausen. Auf seinem nach Norden und Nordwesten abfallenden Hang überragen vier hohe Felsen den Wald: Der Feldstein im Süden, der Ravenstein im Westen, der Bornstein im Norden und der Goldstein im Osten.
Die Bruchhauser Steine wurden erstmals 1904 vermessen. Dies markiert auch den Startpunkt intensiverer archäologischer Kampagnen. Die letzten Untersuchungen, in deren Zusammenhang das gesamte Areal im Auftrag der Altertumskommission für Westfalen neu vermessen wurde, fanden zwischen 1996 und 1998 statt. Bis heute ist dabei unklar, ob die Felsen und Wälle als Siedlungsplatz, Fluchtburg oder Kultort genutzt wurden.
Den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Bruchhauser Steine enthält die von Johannes Gigas angefertigte Karte des Herzogtums Westfalen aus dem Jahr 1620. Die Befestigungsanlagen werden erstmals in einer historisch-physischen Beschreibung der Felsen von vor 1819 erwähnt und in die Zeit datiert, „wo Widukind die vielen Einfälle in Westfalen getan hat“.
Im Jahr 1937 plante die Hitlerjugend umfangreiche bauliche Veränderungen der Anlagen, die glücklicher Weise nie umgesetzt wurden.
Nähere Informationen zur Anlage
Befestigungsanlagen
Der große Hauptwall zieht sich von der Südecke des Feldsteins bis zur Ostseite des Goldsteins. Seine nördliche Fortsetzung findet dieser in einem Wall aus großen Felsblöcken, der die Ostseite des Gold- und Bornsteins verbindet. Beide Formationen sind an der Westseite durch einen weiteren mächtigen Erdwall verbunden, sodass sie ein selbständiges Befestigungswerk von fast 2 ha Innenfläche bilden.
Der Feld- und Ravenstein sind mit Wällen und Gräben zu kleinen, in sich selbständigen Befestigungswerken ausgebaut.
Die verschiedenen Wallanlagen entstammen wahrscheinlich mehreren Bauphasen. Eine erste Ausbauphase kann durch Radiokarbon-Daten auf das 7. bis 4. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Die Befestigungsanlagen waren dabei wohl als Holz-Erde-Mauer mit vorgeblendeter Steinfront ausgeführt. Die zweite Bauphase datiert unwesentlich jünger, sodass ein Ausbau oder eine Erneuerung der Anlage in der jüngeren Eisenzeit wahrscheinlich erscheint.

Funde & mögliche Funktion der Anlagen
Die vorgeschichtlichen Funde belegen eine Nutzung der Bruchhauser Steine in der älteren und der jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Die meisten dieser Funde stammen aus einer natürlichen Kammer auf halber Höhe des Feldsteins. Es handelt sich primär um Keramik, aber teilweise konnten auch bemerkenswerte Metallobjekte geborgen werden. Diese besondere Fundsituation und Brandspuren auf den Felsen könnten auf eine kultische Nutzung der einzigartigen geologischen Formation hindeuten. Für ähnliche Plätze wurde in der Eisenzeit nämlich eine solche Nutzung archäologisch nachgewiesen.
Allerdings kann auch eine fortifikatorische Nutzung nicht ausgeschlossen werden, genauso wenig wie wirtschaftliche Faktoren. Letztere können daher angenommen werden, dass unweit der Anlage Kupfer- und Eisenerzlagerstätten vorhanden sind.
Neben den eisenzeitlichen Objekten konnten auch einige hochmittelalterliche Stücke geborgen werden. Zeitgleiche Baubefunde wurden allerdings bislang nicht nachgewiesen.

Literatur
B. Sicherl, Die Bruchhauser Steine bei Olsberg, Hochsauerlandkreis. Frühe Burgen in Westfalen 3² (Münster 2009).
Weiterführende Literaturauswahl
P. R. Hömberg, Die Bruchhauser Steine im oberen Sauerland. AiD 1,1, 1987, 44f.
W. Winkelmann, Die Bruchhauser Steine bei Olsberg, Hochsauerlandkreis. Frühe Burgen in Westfalen 3 (Münster 1983).
M. Zeiler, Neue Untersuchungen auf den Wallburgen Bruchhauser Steine und Wilzenberg. AiWL 2013, 2014, 76-80.
M. Zeiler/M. M. Rind/M. Link, Aus- und Einblick – Stereoskope auf der Wallburg Bruchhauser Steine. AiWL 2015, 2016, 273-276.