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Plan der Alten Burg von E. Spießbach (Planarchiv der Altertumskommission für Westfalen).

Die Alte Burg bei Burbach

Die Anlage liegt südlich von Burbach in einem forstwirtschaftlich genutzten Areal auf einer exponierten Anhöhe mit 590 m üNN. Diese zählt zu den nördlichen Ausläufern des Westerwaldes und bietet einen guten Überblick über das süd- und südwestlich angrenzende Siegerland. Der Untergrund ist von vielen Erzgängen durchzogen und einige trockengefallene Quelltöpfe weisen auf das ehemalige Vorhandensein von Wasserläufen hin. Diese Standortfaktoren für metallverarbeitende Industrien sprechen für eine sehr frühe Ausbeutung der Lagerstätten, die spätestens seit dem Mittelalter vor Ort nachgewiesen ist.

Erstmalig als Bodendenkmal erkannt wurde die Alte Burg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine erste Beschreibung und grobe Skizzierung wurde schließlich 1881 durchgeführt, bevor 1927 Ausgrabungen im Bereich der Anlage durchgeführt wurden. In diesem Zusammenhang entstand auch die erste aussagekräftige Gesamtkartierung der Befestigungsreste, die 1954 nochmals überarbeitet wurde. Erneute Grabungen erfolgten dann in den 1980er-Jahren, bevor in der weiteren Folge umfangreiche Ortsbegehungen zu neuen Fundstücken und einer auf Geländemodellen basierenden Neukartierung der Alten Burg führten.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die ovale Befestigungsanlage mit einer Walllänge von etwa 1100 m umschließt eine Innenfläche von ca. 7,2 ha. Dabei nutzt die Befestigungslinie vor allem im Nordosten und Südwesten die topografische Situation aus, da sie am Übergang von der Kuppe zum Steilhang verläuft. Im Nordwesten spart sie eine ehemals wohl sumpfige Fläche aus, im Südosten liegt der ehemalige Zugang zur Anlage. An der Südwestseite des Wallrings befindet sich ein kleiner Annex von 0,4 ha.

Vor allem im Torbereich ist der Wall noch sehr gut erhalten, aber auch an anderen Stellen besitzt er noch eine Höhe von 1 bis 3,2 m. Er war, je nach Untergrund, aus Erde aufgeschüttet und wahrscheinlich mit einer Holzkonstruktion verstärkt, oder bestand aus einer bis zu 1,5 m dicken Trockenmauer. In manchen Bereichen ist der Befestigung zusätzlich ein Graben vorgelagert.

Die Torsituation ist für das Siegerland einzigartig. Eventuell wurde ein zunächst angelegtes Tangentialtor, für das ein Wallschenkel dem anderen schützend vorgelagert wird, zu einer Art Torgasse umgebaut. Dies geschah durch die Vorlagerung eines weiteren, niedrigeren Wallstücks vor einer Öffnung im Hauptwall.

Im Inneren der Alten Burg konnten vier ehemalige Meilerplätze zur Holzkohleherstellung und zwei Verhüttungswerkstätten festgestellt werden.

Plan der Alten Burg bei Burbach (LWL-AfW/Zeiler).

Funde & Datierung

Aus dem Bereich der Wallanlage stammen, neben zahlreichen Schlacken der Verhüttungsplätze, lediglich zwei Tüllenmeißel zur Holzbearbeitung. Sie stammen aus einer vermutlichen Raubgrabung, da sie oberflächennah aufgefunden wurden und datieren aus der Eisenzeit. Im Kontext der übrigen Fundstellen der Umgebung ist die Alte Burg vermutlich in der späten Eisenzeit, also ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., genutzt worden. Diese Datierung wird durch die Bauweise der Torsituation gestützt, da sie von sicher eisenzeitlichen Befestigungen des benachbarten Westerwaldes ebenfalls bekannt ist. Die Verhüttungsstellen stammen aufgrund von Vergleichen aus dem Mittelalter, die Köhlerplätze sind vermutlich neuzeitlichem Ursprung.

Tüllenmeißel von der Alten Burg, M. 1:3 (LWL-AfW/Müller).

Funktion der Anlage

Generell ist eine eindeutige Funktionszuweisung für die Alte Burg nicht möglich. Vielmehr ist von vielen gleichzeitigen und wechselnden Nutzungen auszugehen.

Aufgrund der Bauweise ist eine fortifikatorische Funktion der Anlage in jedem Fall gegeben. Da allerdings nahezu keine Funde im Innenraum der Befestigung gemacht werden konnten und die klimatischen Bedingungen auf der Kuppe als widrig einzuschätzen sind, kann es sich hier kaum um eine dauerhafte Siedlung handeln, sondern höchstens um eine Fliehburg.

Vielmehr wird die Anlage eine Kontrollfunktion besessen haben. Im Umfeld der Alten Burg sind nämlich einige sicher eisenzeitliche Fundkomplexe bekannt, die im Zusammenhang mit der Eisenindustrie stehen. Auch besteht ein direkter Sichtkontakt zu anderen eisenzeitlichen Befestigungswerken in 22 bis 28 km Entfernung. Als drittes Argument für diese Hauptfunktion kann das Vorbeiführen von wichtigen Fernhandelswegen unmittelbar östlich der Anlage angeführt werden, die den Westerwald mit dem Siegerland verbanden.

Eisenzeitliche Fundstellen im Umfeld der Alten Burg (Grundlage: GeoBasis NRW 2015, Bearbeitung: LWL-AfW/Zeiler).

Literatur

M. Zeiler, Die Alte Burg bei Burbach, Kreis Siegen-Wittgenstein. Frühe Burgen in Westfalen 40 (Münster 2017).

Weiterführende Literaturauswahl

Gangkarte des Siegerlandes 1908, Blatt Burbach.

B. Sicherl, Eisenzeitliche Befestigungen in Westfalen. Die Forschungen des vergangenen Jahrzehnts und Ansätze zu einer regionalen Gliederung, in: S. Möllers/W. Schlüter/S. Sievers (Hg.), Keltische Einflüsse im nördlichen Mitteleuropa während der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit. Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 9 (Bonn 2007) 107-151.

A. Stieren, Bodenaltertümer Westfalens. Ein Bericht über Grabungen und Funde für die Jahre 1925 bis 1928 (Münster 1929).