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Plan der Nammer Burg von 1902 (Altertumskommission für Westfalen/Archiv).

Die Nammer Burg bei Porta Westfalica

Die Nammer Burg oder auch „Nammer Lager“ liegt 3 km östlich der Porta Westfalica am Nordhang des Roten Brink im Wesergebirge. Somit befindet sie sich am Übergang der Norddeutschen Tiefebene ins Weserbergland. Der Rote Brink trägt seinen Namen aufgrund einer intensiv rotbraun gefärbten Sandmergellage in dem sonst vorherrschenden Kalksandstein.

Die Anlage ist im Vergleich mit anderen zeitgleichen Befestigungswerken ungewöhnlich groß. Zusammen mit ihrer Lage oberhalb des „Alten Mindener Heerweges“, der bis in das 19. Jahrhundert hinein die wichtigste Verkehrsachse zwischen den Gebieten nördlich und südlich der Burg war, könnte dies für ihre ehemalige Bedeutung sprechen.

Erstmalig erkannt wurde die Nammer Burg bereits 1897, bevor sie in den Jahren 1903-1905 und 1935-1943 mehrfach archäologisch untersucht wurde. Erneute Nachgrabungen wurden schließlich in den 1980er-Jahren durchgeführt.

Anhand der Bauweise und der Funde kann die Anlage der Befestigungen in das 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Eine Ausbauphase lässt sich anhand von Radiokarbondatierungen zwischen 155 v. Chr. und 220 n. Chr. festmachen.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die Wallburg ist an die Topografie des Roten Brinks angepasst. Im Norden, Osten und Westen finden sich in einem Innenwall Nachweise für eine Holzpalisade. An den exponierteren Stellen im Norden und Osten der Burg wurde in einer umfangreichen Ausbauphase vor der nur schwach fortifikatorisch wirksamen Palisade eine robuste Mauer mit Graben angelegt. Diese Verstärkung der Verteidigungsanlagen ist auch im Westen der Burg nachweisbar. Eine doppelte Pfostenreihe dient als Indikator dafür, dass diese Mauer als Holz-Erde-Konstruktion angelegt war, die eventuell mit Steinen verblendet wurde. Im Süden wurde auf den Ausbau der Befestigung verzichtet. Im nordwestlichen Bereich, in dem der einzige Zugang der Anlage gelegen haben dürfte, wurde die Verstärkung der Befestigung nie fertiggestellt.

Plan der Nammer Burg von 1985 (Planaufnahme: A. Klein (1936/38); Umzeichnung: WMfA/J. Bennemann 1985).

Funde

Im Innenbereich der Anlage wurden bisher keine archäologischen Untersuchungen durchgeführt. Daher konnten hier nur vereinzelt Lesefunde gemacht werden, die in die Jungsteinzeit, die vorrömische Eisenzeit und das 1. Jahrhundert n. Chr. datieren. Besonders hervorzuheben sind dabei der Rand eines typisch michelsbergerzeitlichen Backtellers und der Standfuß einer Tonsitula.

Felsgesteinaxt der Jungsteinzeit vom Nammer Berg (K. Günther 1990, Abb. 3).

Die Nammer Burg im Volksmund

Es wurden schon seit ihrer Entdeckung verschiedene Vermutungen zum Alter und zur Bedeutung der Nammer Burg geäußert. So wurde sie oftmals bereits als steinzeitliche Höhensiedlung angesprochen. Zwar wurden Relikte aus dieser Zeit auf dem Gebiet der Befestigung nachgewiesen, allerdings gibt es keinerlei archäologische Nachweise für diese frühe Zeitstellung.

Volkstümlich wird die Nammer Burg auch mit den Römerkriegen um Christi Geburt in Verbindung gebracht. In diesem Zusammenhang wird sie als das Heerlager bei Idistaviso an der Weser identifiziert, in welchem Arminius laut Tacitus seine Truppen sammelte, um diese am Folgetag gegen die Legionen des Germanicus ins Feld zu führen. Daher rührt auch die alternative Bezeichnung der Anlage als „Nammer Lager“. Sollte die Nammer Burg in diesem Zeithorizont eine Rolle gespielt haben, dann wurde sie als bereits vorhandene Wallanlage aus strategischen Gründen nur kurzzeitig aufgesucht.

Luftbild der Nammer Burg (Altertumskommission für Westfalen/Archiv).

Literatur

K. Günther, Die Nammer Burg bei Porta Westfalica, Kreis Minden-Lübbecke. Frühe Burgen in Westfalen 10 (Münster 1990).

Weiterführende Literaturauswahl

F. Braun, Der Wallring auf dem Nammer Berge, östlich der Porta Westfalica, eine neu aufgefundene frühgeschichtliche Volksburg. Ravensberger Blätter 3, 1903, 13-19.

K. Günther, Eine Probegrabung in der Wallburg Nammer Lager, Stadt Porta Westfalica, Kreis Minden-Lübbecke. AFWL 3, 1985, 39-48.

C. Schuchhardt/ A. v. Oppermann, Altlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen (Hannover 1888-1916) Nr. 106.