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Lageplan der Werburg mit dazugehörigen Länderrein von 1804 (LA NRW, Abt. Westfalen, Kartensammlung).

Die Werburg in Spenge

Die Werburg liegt am östlichen Stadtrand von Spenge in der Niederung des Mühlenbachtales. Der Untergrund ist aufgrund der dauerhaften Feuchtigkeit sehr weich. Sie wirkt heute wie ein offenes Landgut inmitten idyllischer Landschaft bestehend aus einem Herren- und einem Torhaus sowie einer Scheune und einem ehemaligen Schweinestall. Zu ihrer Errichtungszeit sah die Anlage aber völlig anders aus, wobei nicht alle aus Schriftquellen bekannten Gebäude auch archäologisch nachgewiesen werden konnten.

Die erste Erwähnung der Burg fällt in das Jahr 1468, errichtet wurde sie wahrscheinlich wenig zuvor in den 1430er-Jahren. Die heutigen Gebäude entstanden allerdings allesamt erst später.

Archäologische Untersuchungen auf dem Gelände der Werburg finden seit 1995 relativ regelmäßig statt. Wichtige Erkenntnisse zur Baugeschichte konnten unter anderem bei den Maßnahmen im Kontext von Gebäuderestaurierungen erlangt werden, die von 2008 bis 2014 durchgeführt wurden. Die dabei gemachten Funde liefern wichtige Daten zu Baugeschichte der Anlage.

Heute beherbergt die Werburg ein Museum und bietet Raum für verschiedene große und kleine Veranstaltungen sowie ein Trauzimmer und das Archiv der Stadt Spenge.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde der Hauptburg

Ursprünglich lag die Anlage auf einer rechteckigen Insel mit einer Größe von 65 mal 39 m, die von der inneren Gräfte umgeben wurde, die heute nicht mehr sichtbar ist. Im Innenbereich stehen heute alle noch sichtbaren Bauten der Anlage mit Ausnahme des Torhauses.

Im Vorbereich und unterhalb des Haupthauses, welches im 18. Jahrhundert umgebaut wurde, konnten bei Grabungen Grundmauern und Teile des Fußbodens eines Vorgängerbaus aus den Anfängen der Werburg nachgewiesen werden. Eine von Mauern eingefasste Holzstruktur wird dabei als Rest einer Wendeltreppe interpretiert, ein weiterer Raum konnte als Munitionsdepot identifiziert werden.

Südlich der heutigen Scheune aus dem 19. Jahrhundert konnten rechtwinklige Mauerzüge nachgewiesen werden, die zu einem nicht näher bestimmbaren Gebäude gehören. Es wurde wie alle Burggebäude auf einem Eichenholzrost errichtet und gehört zur ursprünglichen Burganlage.

Der Hofbereich wurde spätestens im 18. Jahrhundert mit einer Pflasterung versehen.

Plan der Werburg von 2015 (M. Thede, 2015).

Aufbau & Befunde der Vorburg

Zu einer Erweiterung der Burgfläche um eine Vorburg gen Süden kam es im 16. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde die heute noch sichtbare äußere Gräfte angelegt und eine Umfassungsmauer um die Hauptburg errichtet. Somit wurde die Errichtung des Torhauses notwendig. Es kann durch zwei Wappensteine auf 1596 datiert werden und wurde mehrfach umgestaltet. Der Zugang wurde durch eine Zugbrücke sichergestellt.

Ein weiteres Steinbauwerk wurde wenig westlich dieses Gebäudes nachgewiesen. Dabei handelte es sich um eine ehemals u-förmige Bastion zur Sicherung des Eingangs zur Anlage. Diese bestand wohl bis in das 18. Jahrhundert hinein.

Der westliche Zugang zur Vorburg wurde durch die sogenannte Birkenpforte ermöglicht, die ehemals das Gegenstück zum noch erhaltenen Torhaus bildete. Das auf Eichenbalken gegründete und im Innenraum mehrfach gegliederte Bauwerk wurde um 1704 errichtet.

Das sogenannte Große Vorwerk, welches diesen Burgbereich seit 1625 dominierte, brannte 1925 nieder und wurde nach einem Wiederaufbau 1961 abgerissen. Es war ursprünglich 15,5 m breit und über 24 m lang und diente als Speicherbau und zur Burgverteidigung, wie Schießscharten andeuteten.

Foto vom Torhaus und dem Großen Vorwerk der Werburg dahinter vom Beginn des 20. Jh. (Archiv L. Seippel).

Funde

Vor allem aus dem Bereich der inneren Gräfte stammen sehr viele Fundstücke verschiedenster Gattungen. So konnten neben tausenden Keramikfragmenten auch beispielsweise Gläser, Austernschalen und weitere organische Funde nachgewiesen werden.

Aus dem Vorgängerbau des Haupthauses stammt neben zahlreichen Kanonenkugeln und Armbrustbolzen auch ein Pilgerabzeichen aus Blomberg, welches für die Datierung des Bauwerks vor 1471/72 herangezogen werden kann. Kulturhistorisch passen dazu auch aufgefundene Ofenkacheln mit religiösen Motiven aus dem 16. Jahrhundert.

Von gehobener Tischkultur, aber auch von Geselligkeit, zeugen Glaskelche aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und ein Passglas, welches wahrscheinlich für ein Trinkspiel genutzt wurde.

Als besonderer Fund ist ein Notizbuch aus gerahmten Schiefertafeln anzusehen, auf dem um 1800 ein in seiner Bedeutung nicht näher zu identifizierender Text und der Preis für Rapsöl notiert wurden.

Fragment des Blomberger Pilgerabzeichens von der Werburg (C. Hildebrand).

Literatur

W. Best/U. Henselmeyer, Die Werburg in Spenge, Kreis Herford. Frühe Burgen in Westfalen 47 (Münster 2021).

Weiterführende Literaturauswahl

W. Best, Archäologische Untersuchungen im Rittergut Werburg in Spenge. Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 11, 2004, 20-24.

W. Best, Das Werburg-Museum in Spenge. AiWL 2016, 2017, 294-296.

U. Henselmeyer, 550 Jahre? Überlegungen zur Entstehung der Werburg im Spiegel der schriftlichen Überlieferung, Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 27, 2020, 272-282.

A. Wehrenbrecht, Die Werburg. Aus 500 Jahren ihrer Geschichte (Spenge 1994).