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Die Kleinen Sloopsteene bei Lotte-Halen (Foto: Altertumskommission/Klinke).

Die Kleinen Sloopsteene bei Lotte-Halen

Die Kleinen Sloopsteene gehören, wie schon der Name verrät, zu den kleineren Großsteingräbern der Trichterbecherzeit. Die erste bekannte Skizze der Kleinen Sloopsteene von 1807 ist dem Grafen zu Münster-Langelage zu verdanken, allerdings war ihm der Name noch nicht geläufig. Die Bezeichnung setzte sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch, vermutlich aufgrund der Nähe zu den Großen Sloopsteenen.

Im September 2020 konnte die Altertumskommission eine kleine Grabung an dem denkmalgeschützten Großsteingrab durchführen, die zahlreiche neue Erkenntnisse erbrachte. Die Ergebnisse der Grabung befinden sich derzeit noch in der Auswertung.

Nähere Informationen zum Großsteingrab

Daten zum Großsteingrab

Die annähernd ost-west-orientierte Grabkammer ist auf den ersten Blick nicht sehr gut erhalten, denn die Decksteine liegen nicht mehr auf den Tragsteinen. Die Innenmaße des Grabes lassen sich grob mit etwa 5 bis 6,5 m Länge und 1,5 bis 1,6 m Breite angeben. Seit der ersten wissenschaftlichen Vermessung in den 1920er-Jahren ist ein Tragstein der nördlichen Kammerseite verschollen. Auf der Südseite ist noch ein Rest des Hügels erhalten, der die Grabkammer überdeckte. Darin konnte 2020 ein Steinkranz aus kleineren Findlingen nachgewiesen werden, der ursprünglich die eigentliche Grabkammer mit einem Durchmesser von etwa 10 bis 11 m umrahmte.

Zeichnung der Kleinen Sloopsteene, von Ost nach West (Zeichnung: Graf zu Münster-Langelage 1807).

Funde

Die Kleinen Sloopsteene liegen auf einer Sanddüne und konnten in der seit dem Mittelalter entstandenen offenen Heidelandschaft des Haler Feldes gut gesehen werden. Graf zu Münster-Langelage vermerkte bereits 1807, dass hier „schon stark daselbst gegraben“ war.

Dennoch konnten während der Grabung im Frühherbst 2020 einige interessante Funde geborgen werden: Wie etwa ein Feuerschlagstein, der vielleicht dazu diente, bei Feierlichkeiten am Grab ein Feuer zu entzünden. Knochenfunde belegen, dass die Toten sowohl verbrannt als auch unverbrannt bestattet wurden. Auf einer Steinplatte der Hügelumfassung fanden sich zudem die Reste einer kleinen, verzierten Schale der Trichterbecherkultur. Das Gefäß lässt sich anhand typologischer Merkmale in die Zeit zwischen 3250–3075 v. Chr. datieren.

Die Reste des datierten Keramikgefäßes in situ. (Foto: Altertumskommission/Reck).

Neue Erkenntnisse

Die im Herbst/Sommer 2020 stattgefundene Grabung lieferte erste Erkenntnisse zum architektonischen Aufbau des Grabes: Innerhalb der Grabkammer konnte der mit rötlichen Feldsteinen aus Granit gepflasterte Kammerboden etwa in einer Tiefe von 0,5 m unter der heutigen Oberfläche nachgewiesen werden. Zwischen den mächtigen Tragsteinen fand sich sorgfältig gesetztes Mauerwerk aus Kalksteinen, die aus etwa 1 km Entfernung herantransportiert worden waren.

Die Kleinen Sloopsteene während der Grabung 2020 (Foto: Altertumskommission/Klinke).

Die Kleinen Sloopsteene als 3D-Punktwolke

Die 3-D-Punktwolke wurde mittels "Image-Based-Modeling" erstellt. Dadurch wirkt die dichte Punktwolke wie eine digitale Kopie des Grabes und zeigt den Zustand während der Forschungsgrabung 2020.

Literaturverzeichnis

L. Klinke, Die Kleinen Sloopsteene bei Lotte-Halen, Kreis Steinfurt. Megalithgräber in Westfalen 6 (in Vorbereitung).

Eine Auswahl weiterführender Literatur:

W. Finke, Zur Ur- und Frühgeschichte Westerkappelns. In: F. E. Hunsche, Westerkappeln. Chronik einer Gemeinde aus dem nördlichen Westfalen (Lengerich 1975) 18–25.

L. Klinke/B. Stapel, Minimalinvasive Archäologie. Ausgrabung am Megalithgrab Kleine Sloopsteene. Archäologie in Westfalen-Lippe 2020, 2021 (im Druck).

J. H. Müller, Vorchristliche Alterthümer im Lande Hannover. Zeitschr. Hist. Ver. Niedersachsen 33, 1867, 299–362.

C. Reichmann, Die „Kleinen Sloopsteene“ in Lotte-Halen. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 46 (Münster, Westliches Münsterland, Tecklenburg) Teil II: Exkursionen (Mainz 1981) 232. 

E. Sprockhoff, Atlas der Megalithgräber Deutschlands, Teil 3: Niedersachsen-Westfalen (Bonn 1975) 150 Nr. 983, Atlasblatt 178.