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Das überhügelte Großsteingrab im Vorfeld der Grabungen 1983 (Foto: Altertumskommission/Eckert).

Das Großsteingrab von Rheine-Schotthock

Das Großsteingrab von Rheine-Schotthock ist das einzige in Westfalen, das bis heute überhügelt ist. Es wurde Anfang der 1930er Jahre bei der Anlage eines Feldwegs entdeckt, als die zu diesem Zweck angelegte Sandgrube den Hügel anschnitt, in dem das Grab lag. Aus dieser Zeit stammen Lesefunde vom Hügel. Der damalige Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen, A. Stieren, besichtigte das Grab bereits 1931, allerdings ist keine Grabung überliefert. 1983 wurde ein Teil der Anlage durch J. Eckert ergraben und infolgedessen 1984 in die Bodendenkmalliste eingetragen.

Nähere Informationen zum Großsteingrab

Technische Daten

Der Fuß der Überhügelung liegt bei 39 m üNN, die Hügelkuppe bei 40,76 m üNN. Der Hügel misst ca. 15 m in der Länge mal 6-7 m in der Breite. Die Hügelaufschüttungen bis zu den Kammerwänden betrugen mehr als 4 m. Die Grabkammer hat eine lichte Weite von mehr als 2 m bei einer Länge von 14-15 m. Nach einem erhaltenen Wandstein kann die lichte Höhe auf ca. 1 m geschätzt werden. Das Nord-Süd-ausgerichtete Großsteingrab besteht aus Sandsteinplatten mit einem Zwickelmauerwerk und einer Pflasterung aus Kalkstein. Der Sandstein stammt aus Luftlinie 11 km Entfernung, das Kalksteinmaterial steht nah am Ort an. An den Stellen, die ergraben wurden, fanden sich keine Decksteine mehr. Möglicherweise weist dieser Umstand darauf hin, dass die Kammer ursprünglich mit einer Holzkonstruktion abgedeckt war.

Plan der Grabung 1983 (AiWL 3/Eckert).

Funde

Bei den Arbeiten im Jahr 1983 kam eine 30-50 cm dicke Bestattungsschicht zutage, wobei die oberen Schichten zum Teil stark gestört waren. Die Grabung erbrachte rund 2500 Einzelartefakte, darunter auch drei kleine Kupferartefakte. Unter den geborgenen Keramikfragmenten konnten 320 Gefäßeinheiten bestimmt werden, darunter Kragenflaschen und die namensgebenden, oft aufwendig verzierten Trichterbecher. An Feuersteinartefakten fanden sich ein Querschneider sowie eine große Anzahl von Abschlägen. Außerdem waren einige Tierknochen im Fundmaterial, viele davon verbrannt oder angebrannt. Es handelt sich um Überreste von Schaf oder Ziege, Wildkatze, Hase und sehr jungen Ferkeln, darunter ist auch ein Anhänger aus einem Wildkatzenzahn. Die menschlichen Knochenfunde zeigen, dass sowohl Körperbestattungen als auch die Beisetzung von Leichenbrand üblich waren.

Gefäßreste der Trichterbecherkultur, die während der Grabung zutage kamen (AiWL 3/Eckert).

Datierung

An ausgewählten Proben des Knochenmaterials wurden verschiedene naturwissenschaftliche Analysen durchgeführt. Fünf AMS-Datierungen menschlicher Knochen zeigen einen Schwerpunkt um 3000 calBC, also in einer späteren Belegungsphase westfälischer Megalithgräber. Strontiumisotopen zeigen zudem, dass ein ebenfalls in diese Zeit datierbares Individuum nicht ortsansässig war. Dieser Umstand, in Kombination mit den aus importiertem Kupfer gefertigten Artefakten, weist auf verstärkte überregionale Kontakte hin. Anhand der AMS-Datierung und der typologischen Einordnung der Keramik kann von einer rund 500-jährigen Belegungsdauer in der Zeit von 3250-2760 calBC ausgegangen werden.

Befundsituation 1983 (Foto: Eckert)

Literaturverzeichnis

J. Eckert, Rheine. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 3, 1986, 402-405, Nr. 393.

K.-L. Mengels, Großsteingrab an der Hovesaatstraße. In: R. Breuing / K.-L. Mengels (Hrsg.), Die Kunst- und Kulturdenkmäler in Rheine. Teil 1: Die kirchlichen Denkmäler ohne Elte, Hauenhorst, Mesum (Rheine 2003) Nr. 30.

Eine Auswahl weiterführender Literatur:

J. Eckert, Das Großsteingrab in Rheine. Rheine gestern, heute, morgen 43,2, 1999, 96-105.

C. Grünewald, Geschichte unter unseren Füßen. Archäologie und Bodendenkmalpflege in Rheine. In: Rheine gestern, heute, morgen 43,2, 1999, 84-95.

P. Heckhuis, Schotthock. Geschichte eines Rheiner Stadtteils (Rheine ²1992).

K.-L. Mengels, Großsteingrab aus der Jungsteinzeit in Rheine. Unser Kreis Steinfurt 1988, 7-14.

A. Stieren, Rheine. Germania 14, 1930, 257.

A. Stieren, Die vorgeschichtliche Denkmalpflege in Westfalen. Nachrichtenbl. Dt. Vorzeit 6, 1930, 238-239.

W. Wienkämper, Rheine-Schotthock. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 6A, 1990, 303, Nr. 320.

M.-A. Zepezauer, Rheine-Altenrheine. Fundchronik Kreis Steinfurt. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe Beiheft 4 (Paderborn 2000) 108 Nr. 641; 195 Taf. 35, 2-4.