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Grundriss der Hünenburg, o. Maßstab (nach Hölzermann 1878).

Die Hünenburg bei Liesborn

Die Hünenburg, die auch als „Altes Lager“ bekannt ist, liegt 3,5 km östlich von Liesborn auf dem östlichen Ufer der Glenne. Es handelt sich dabei um eine kleine Ringwallanlage. Die Bezeichnung „Altes Lager“ stammt aus dem 19. Jh. und geht wohl darauf zurück, dass die Befestigung als ursprünglich römisch angesehen wurde.

Heute ist das Gelände der Burg bewaldet, allerdings lag die Anlage ehemals in einer Heidefläche. Zusätzlich lässt sich für das Gebiet östlich des Wallrings eine ehemals sumpfige Niederung, die eventuell als Altarm der Glenne anzusprechen ist, rekonstruieren, die heute allerdings entwässert wurde.

Erstmals erwähnt wird die Hünenburg schon im 16. Jh. in der von Wittius verfassten „Historia antiquae occidentalis Saxoniae seu nunc Westphaliae“ (Geschichte des alten westlichen Sachsen, das jetzt Westfalen heißt). Die früheste bekannte Kartierung der Anlage stammt aus dem Jahre 1878. Umfangreichere Ausgrabungen innerhalb des Walles wurden 1968 durch die Altertumskommission für Westfalen durchgeführt, nachdem um die Jahrhundertwende bereits kleinere Schnitte am Wall gesetzt wurden.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die Hünenburg weist einen in etwa rechteckigen Grundriss auf. So beträgt die maximale Nord-Süd-Ausdehnung des Walles 160 m, die maximale Breite 90 m, wodurch sich die Innenfläche auf insgesamt etwa 1,3 ha beläuft.

Der Wall ist unterschiedlich gut erhalten und vor allem im Norden, Süden und Westen noch bis zu 3 m hoch vorhanden. Vor diesem liegt ein Graben, der teilweise noch 10 m in der Breite aufweist. Auf der Westseite war mit Ausnahme eines kleinen Stückes im Südwesten der Anlage wohl kein Wall angelegt. Hier diente eine Terassenkante und die ehemals sumpfige Niederung wohl als einziges Annäherungshindernis. Von den drei im Süden erkennbaren Walldurchbrüchen ist wahrscheinlich nur der westlichste, der am ehesten einem Zangentor gleicht, als ehemaliger Eingang anzusprechen. Neben diesem Walldurchlass ist ein weiteres Tor im Nordosten der Anlage anzunehmen. Eine in der älteren Literatur angesprochene Vorburg ist vielmehr als modernes Entwässerungssystem zu bezeichnen.

Bei den Grabungen von 1968 konnten im östlichen Innenraum der Befestigung historische Wegespuren aufgedeckt werden, die zum sogenannten „Friesenweg“ gehören dürften, der von Paderborn nach Münster führte. Neben diesen Spuren konnten im Nordwesten die Reste eines größeren Pfostenbaus dokumentiert werden.

Plan der Hünenburg von 1998, M. 1:2500 (LWL-Amt für Vermessung).

Funde & Datierung

Von der Hünenburg sind einige Keramikscherben bekannt, die in das späte 9. bis 11. Jahrhundert datieren. Ähnliche Funde konnten bei den Ausgrabungen in den 1960er-Jahren gemacht werden. Es handelt sich dabei vor allem um Keramik Pingsdorfer Machart und frühe Kugeltopfware.

Neben diesen Fundstücken geben leider weder der Hausgrundriss, noch die Bauart des Walles weitere Anhaltspunkte für eine genauere Datierung der Anlage. Allerdings stützen die Wegespuren und die ehemalige Zugehörigkeit des Geländes, auf dem sich der Wallring befindet, zur im 9. Jahrhundert gegründeten Klosteranlage Liesborn eine Datierung der Hünenburg in das späte Frühmittelalter.

Kugeltopfkeramik von der Hünenburg (Hömberg 1999, Abb. 8).

Literatur

P. R. Hömberg, Die Hünenburg bei Liesborn – Stadt Lippstadt, Kreis Soest. Frühe Burgen in Westfalen 14 (Münster 1999).

Weiterführende Literaturauswahl

L. Hölzermann, Lokaluntersuchungen, die Kriege der Römer und Franken sowie die Befestigungsmanieren der Germanen, Sachsen und des späteren Mittelalters betreffend (Münster 1878).

A. Wormstall, Übersicht über die vor- und frühgeschichtlichen Wallburgen, Lager und Schanzen in Westfalen, Lippe-Detmold und Waldeck. MAK 1, 1899, 1-30.