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Plan der Bumannsburg aus den 1860er-Jahren (nach Hölzermann).

Die Bumannsburg bei Bergkamen-Rünthe

Die Bumannsburg liegt etwa 7 km nördlich von Bergkamen im Ortsteil Rünthe, im Zwickel zwischen dem Datteln-Hamm-Kanal, der A1 und dem Ostenhellweg. Ehemals grenzte die feuchte Niederung der Lippe, die nördlich der Befestigungsanlage verläuft, unmittelbar an diese an. Die Anlage selbst liegt auf einer spornartigen Terrasse, die zwischen 55 und 58 m ü. NN nach Norden in die Lippeniederung hineinragt und nach Süden und Osten hin leicht erhöht in die Sandbochumer Heide übergeht. Von Südosten lief ehemals ein Bach quer durch das Befestigungswerk.

Mit der Lage an der Lippe und an dem unmittelbar südlich der Anlage verlaufenden Ostenhellweg ist eine Funktion der Anlage als Handels- oder Kontrollstelle über Waren- und Personentransport denkbar. Des Weiteren wird angenommen, dass es sich bei der Bumannsburg um eine Kombination aus karolingischem Adelssitz und Fluchtburg handeln könnte.

Eine erste von Ausgrabungen begleitete Vermessung der Befestigung erfolgte bereits 1865. Weitere umfangreichere Grabungen wurden 1899 angestellt, die die vorigen Ergebnisse erweitern und korrigieren konnten. Bei der Kanalisierung des Baches wurde zudem der südöstliche Wallkopf des Doppelwalles angeschnitten und die Befunde dokumentiert. Diese Stelle wurde 1978 erneut untersucht. Im Zuge der Gewässerrenaturierung konnte 2006 zudem ein Pollendiagramm aus der moorigen Fläche nördlich der Anlage gewonnen werden.

Die Wälle der Bumannsburg haben in den letzten beiden Jahrhunderten durch Sandabbau und landwirtschaftliche Nutzung große Substanzverluste erlitten, sodass heute nur noch Reste der Anlage vorhanden sind

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die Bumannsburg gliedert sich insgesamt in drei Teile. Ein halbkreisförmiger Doppelwall umschließt ein kleines Kernwerk von 0,7 ha Fläche. Dieser als Vorburg bezeichnete Bereich misst etwa 2,1 ha. Der innere, von einem bis zu 11 m breiten Sohlgraben begleitete Wall hat an seiner Basis eine Breite von etwa 20 m und ist noch etwa 3 m hoch erhalten. Der zweite Wall liegt etwa 18 m vor dem Hauptwall und ist bis zu 10 m breit, ebenfalls mit vorgelagertem Graben. Dieser Doppelwall wird im Norden durch einen weiteren, einfachen, bogenförmigen Wall fortgesetzt, der hinter dem Doppelwall in gerader Linie an das Kernwerk ansetzt. Er hat eine maximal erhaltene Breite von 15 m und eine maximale Höhe von noch 4 m. Ehemals reichte dieser im Norden bis an die Lippe heran.

Alle Wälle sind stark gestört, vor allem die westlichen Teile der Burganlage fehlen heute gänzlich. Daher ist eine Eingangssituation in diesem Bereich nicht zu rekonstruieren. Lediglich an der Stelle, an der der Doppelwall mit dem nördlichen Wall zusammentrifft, kann aufgrund des zwingerartigen Ausbaus ein Tor angenommen werden.

Im Inneren des südlichen Hauptwalles konnten bei Grabungen an dessen westlichen Ende zwei rechteckige, in Blockbauweise aus Eichenbalken errichtete Brunnen nachgewiesen werden. Der später nachuntersuchte Walldurchschnitt im Südwesten der Bumannsburg im Bereich des Bachlaufes erbrachte Reste einer aufwendigen Holzkonstruktion. Diese bestand aus vier, quer über den Bach gelegten, behauenen Eichenbalken. Aufgrund von darüber verstürzten Balken mit Zapfen und Zapfenlöchern handelte es sich in jedem Fall um eine aufgehende Konstruktion, wahrscheinlich um einen hölzernen Wehrgang, der beide Grabenköpfe über den Bachlauf hinweg miteinander verband. Hinter dem Innenwall konnte zudem die Unterkonstruktion eines Knüppeldammes über den Bach nachgewiesen werden.

Plan der Bumannsburg mit rekonstruierten Wällen (LWL-Archäologie für Westfalen bzw. Altertumskommission/Menne).

Funde & Datierung

Aus der Bumannsburg liegen zahlreiche Funde in Form von Keramikscherben und Metallobjekten vor, die bereits aus der vorrömischen Eisenzeit und der römischen Kaiserzeit datieren. Es handelt sich unter anderem um Scherben eisenzeitlicher Urnen. Da ebenfalls Leichenbrand im Bereich des Kernwerkes aufgelesen wurde, könnte hier ein Gräberfeld des 1. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. gelegen haben. Die germanischen Funde stammen aus dem 2. und frühen 3. Jahrhundert n. Chr.

Das Spektrum der mittelalterlichen Keramik ist ebenfalls mannigfaltig. So wurden vor allem aus den beiden Brunnen viele Scherben geborgen, die von handgemachter, teilweise auf der Töpferscheibe nachgedrehter Ware stammen und in das 8. und 9. Jahrhundert datiert werden können. Darüber hinaus gibt es Scherben von importierter Keramik Pingsdorfer Machart, genauso wie hart gebrannte Drehscheibenware und glasierte Irdenware. Diese datieren aus dem 10. bis 12. Jahrhundert sowie der frühen Neuzeit, sodass sich für die Bumannsburg eine Nutzungszeit vom 8. bzw. 9. bis ins 15. bzw. 16. Jahrhundert ergibt. Hinzu kommt die eisenzeitlich-kaiserzeitliche Vornutzung des Areals.

Kaiserzeitliche Keramik von der Bumannsburg (Altertumskommission/Menne).

Besiedlungsgeschichte der Anlage anhand eines Pollenprofils

Im Jahre 2006 konnten aus Torfschichten nördlich der Bumannsburg Proben entnommen werden, die vom Labor für Archäobotanik der Universität zu Köln ausgewertet wurden und mit deren Hilfe ein Pollenprofil für das umgebende Areal erstellt werden konnte. Dieses ermöglicht anhand der in den Proben enthaltenen Pflanzenpollen Rückschlüsse auf die Vegetation und somit auf die Nutzung der Umgebung. Die Proben stammen aus der Zeit von Christi Geburt bis 1100 n. Chr., wie durch Radiokarbondatierungen nachgewiesen wurde.

Anhand der Pollen von Walnuss und Koriander sowie anderer Acker(un)kräuter lässt sich die römerzeitliche Nutzung des Areals klar erkennen, da diese Pflanzen erst mit den Römern nach Westfalen kamen. Zwischen etwa 100 und 300 n. Chr. weisen die Pflanzenpollen auf die Ausbreitung von Eichenmischwald in der Umgebung der Bumannsburg hin, was zur durch die Keramik nachgewiesenen, germanischen Besiedlung passt. Ab dem 4. Jahrhundert bis um 700 sprechen die Proben für die Ausbreitung der natürlichen Buchen-Eichen-Hainbuchen-Wälder und somit für den Rückgang bzw. den Abbruch der Besiedlung. Ab 700 n. Chr. nimmt schließlich der Anteil von Getreide- und Grünlandpflanzenpollen wieder zu und der Anteil der Baumpollen ab. Insgesamt lässt sich daran eine nahezu vollständige Rodung der Wälder bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts nachweisen. Ab der Mitte des 10. Jahrhunderts weist das Pollendiagramm auf eine Dreifelderwirtschaft im Umfeld der Bumannsburg hin, genauso wie auf die Verheidung der Flussaue und somit auf ihre Nutzung als Viehweide, also insgesamt auf eine ausgeprägte Agrarwirtschaft der hier siedelnden Menschen.

Pollenprofil der Bumannsburg (Meurers-Balke/Kalis 2011).

Literatur

J. Menne, Die Bumannsburg bei Bergkamen-Rünthe, Kreis Unna. Frühe Burgen in Westfalen 37 (Münster 2014).

Weiterführende Literaturauswahl

U. Ahrends/P. R. Hömberg, Bumannsburg, Stadt Bergkamen, Kr. Unna. Neujahrsgruß 1979, 1979, 48-49.

D. Bérenger, Zur Chronologie der Vorrömischen Eisenzeit und Römischen Kaiserzeit in Nordost-Westfalen. BAW 38 (Münster 2000).

F. A. Borggreve, Bummannsburg und Hoenburg im Amtsbezirke Pelkum (Hamm 1871).

G. Eggenstein, Das Siedlungswesen der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und der frühen römischen Kaiserzeit im Lippebereich. BAW 40 (Münster 2003).

J. Meurers-Balke/A. J. Kalis, Mannstreu und Römer an der Bumannsburg? Ein Pollendiagramm aus der Lippeaue, AiWL 2010, 2011, 221-225.

C. Schuchhardt, Untersuchungen römischer und für römisch gehaltener Befestigungen in Westfalen. MAK 1, 1899, 31-76.

B. Trier, Bumannsburg, Stadt Bergkamen, Kr. Unna. Neujahrsgruß 1994, 1994, 32.