Die Raffenburg in Hohenlimburg
Die Ruine der Raffenburg liegt auf dem gleichnamigen Raffenberg oberhalb des Lennetales, etwa 240 m üNN. Die Erhebung fällt vor allem nach Norden und Osten hin steil ab, sodass ein Zugang zum Gipfel am besten von der Südseite her möglich ist. Vor allem dort ist der Bergfuß daher durch zusätzliche Verteidigungsanlagen gesichert. Im Umfeld der Anlage liegen weitere Befestigungswerke, deren Zugehörigkeit zur Raffenburg nicht eindeutig geklärt werden kann. Für die nördlich gelegenen Fluren gibt es zudem Hinweise auf eine mittelalterliche Siedlung.
Die Burganlage gehört zu einer Reihe von Burgen, die das Erzbistum Köln seit Anfang des 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts in Südwestfalen erbaute, um seine Macht in der Region zu behaupten. Ihre Errichtung fällt höchstwahrscheinlich in die Zeit um 1250, eventuell als Reaktion auf den Bau der Limburg durch Dietrich I. von Altena-Isenburg in unmittelbarer Nachbarschaft im Kontext der „Isenberger Erbfehde“. Ihre Bedeutung verlor die Anlage nach Zerstörung und teilweisem Wiederaufbau spätestens mit dem Ende der kurkölnischen Herrschaft im Gebiet im Jahre 1392.
Eine erste zeichnerische Dokumentation der Raffenburg wurde im Jahre 1907 durchgeführt, bevor die Altertumskommission für Westfalen als Reaktion auf Raubgrabungen 1908 erstmals Grabungen auf dem Burgberg anstellte. Die Ergebnisse wurden mitsamt einem Vermessungsplan 1920 im „Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen in Westfalen“ veröffentlicht. Die letzten eher unsystematischen Grabungen im Burgbereich fanden in den 1930er-Jahren statt. Seitdem wurden bis zu Grabungen im Vorgelände 2018 lediglich Metallsondenbegehungen im Umfeld der Anlage durchgeführt.
Nähere Informationen zur Anlage
Aufbau & Befunde
Der Südhang des Burgbergs bildet den Zugang zur Raffenburg und ist daher besonders durch einen dreiteiligen Wall-Graben-Zug mit Vorwall am Hangfuß gesichert. Beidseits des Zuwegs befinden sich im Hang zudem diverse Podien, die, wie eine Ausgrabung zeigt, ehemals Steingebäude mit unklarer Funktion trugen.
Die ovale, 0,3 ha große Kernburg war ehemals von einer Ringmauer umgeben, der im Süden zusätzlich ein Wall mit Graben vorgelagert wurde. Der Eingang zur Anlage befand sich im Osten, eventuell mit flankierendem Turm. Im Zentrum der Kuppe findet sich an ihrem höchsten Punkt der ehemalige Bergfried, der mehr als 2 m in den Felsen eingetieft wurde. Neben den beschriebenen Bauten finden sich die Reste von weiteren sechs Gebäuden innerhalb der Ummauerung, die sich ehemals an diese anlehnten. Die südlichen drei können dabei als Burgmannenhäuser interpretiert werden, die beiden im Norden stellen wahrscheinlich Reste der Repräsentationsbauten da, wie die Funde vermuten lassen. Die Westhälfte der Anlage ist durch Raubgrabungen stark gestört, weshalb hier außer Resten eines mutmaßlichen Nordostturms keinerlei Gebäudereste nachgewiesen sind. In der Burgmitte findet sich zudem eine Zisterne.
An verschiedenen Gebäuderesten konnten Spuren eines großen Schadfeuers festgestellt werden, die zu einer urkundlich nachgewiesenen Belagerung des Jahres 1288 passen.
Funde
Einige Funde aus der Stein- und den Metallzeiten, wie beispielsweise ein Absatzbeil und ein Nierenring der Bronzezeit, zeugen von der frühen Begehung des Burghügels.
Der Hauptteil der Fundstücke stammt allerdings aus dem 13. Jahrhundert, der Blütezeit der Anlage. Bei der Keramik handelt es sich vor allem um einfachere Töpferwaren, die lokal produziert wurden. Es kommt aber auch importierte, rheinische Keramik vor. Neben den keramischen Funden zeugen diverse Metallobjekte vom Leben auf der Burg. So kommen neben Waffen- und Möbelteilen auch Kleidungsapplikationen vor, teilweise sogar vergoldet. Zahlreiche Sporen und Hufeisenfragmente zeugen von der Pferdehaltung. Daneben gibt es aber auch Hinweise auf eine örtliche Metallproduktion sowie weitere Gegenstände, die auf lokale Woll- und Geweihverarbeitung hindeuten. Neben diesen Stücken datieren auch einige aufgefundene Silbermünzen aus dem 13. Jahrhundert. Besonders behauene Sandsteine und Fensterkreuze aus Blei zeugen von der gehobenen Ausstattung mancher Gebäude. Fragmente von Topfkacheln beweisen zudem die Verwendung von Kachelöfen in einigen Räumen.
Für eine zumindest teilweise Weiternutzung der Burggebäude nach der Zerstörung im Jahre 1288 zeugen einige Stücke entwickelten Steinzeugs aus dem 14. Jahrhundert.
Literatur
E. Cichy/R. Blank, Die Raffenburg in Hohenlimburg, kreisfreie Stadt Hagen. Frühe Burgen in Westfalen 44 (Münster 2020).
Weiterführende Literaturauswahl
W. Bleicher, Die Raffenburg. Heimatblätter für Hohenlimburg 38, 1977, 237-243.
H. Esser, Die Raffenburg. Heimatblätter für Hohenlimburg 1, 1926, 1-14.
A. Korthals, Die Raffenburg. Eine fast vergessene westfälische Höhenburg. Jahrbuch d. Vereins f. Orts- u. Heimatkunde i. d. Grafschaft Mark 98, 1998, 67-83.
LWL-Museum für Archäologie Herne (Hg.), AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intirgen – Das Mittelalter an Rhein und Ruhr (Mainz 2010).