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Erster Plan der Anlage aus dem 19. Jh. (St. Leenen 2019, Abb. 10).

Die Burg Isenberg in Hattingen

Die Ruine der Burg Isenberg befindet sich oberhalb der Ruhr auf dem Isenberg, einem schmalen Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges, etwa 2,5 km südwestlich der Altstadt von Hattingen. Für den Bau der zweiteiligen, etwa 1 ha Grundfläche einnehmenden Burg wurde der schmale Bergsporn zunächst durch Abtragungen und Anschüttungen zu einem Plateau ausgearbeitet. Unterhalb dieser künstlich geschaffenen Baufläche fällt der Berg sowohl zur Ruhr im Nord(osten), als auch gen Osten und Westen steil ab. Lediglich im Süd(westen) besteht ein natürlicher Zugang zum Bergplateau.

Die Baudaten der Burganlage sind gut durch schriftliche Quellen belegt. Der Baubeginn durch Graf Arnold von Altena erfolgte demnach bald nach 1193, im Jahre 1216/17 konnte der Bau abgeschlossen werden. Im Zuge der Auseinandersetzung zwischen den Grafen von Altena/Isenberg mit dem Kölner Erzbistum wurde die Anlage allerdings wenig später, nämlich bereits 1225/26, wieder zerstört.

Diese Streitigkeiten spielten bereits im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle in der heimatkundlichen Literatur. So kam es schließlich auch zu ersten Beschreibungen und Plänen der Burg Isenberg selbst. Archäologische Untersuchungen wurden allerdings erst ab 1969 durchgeführt, um die durch einen Steinbruch bereits stark zerstörte Anlage freizulegen und zu dokumentieren. In den letzten Jahren gab es zudem immer wieder kleinere Sondagen auf dem Burgareal.

Heute befindet sich auf dem Gelände der Burg neben den teilweise aufgemauerten Ruinen das sogenannte Haus Custodis mit einem kleinen Museum zur Geschichte der Anlage, welches vom „Verein zur Erhaltung der Isenburg e. V.“ betreut wird.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die Anlage besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg, die von einer aus lokalem Sandstein errichteten Ringmauer in Zweischalentechnik umgeben wird, an die sich die Burggebäude teilweise anlehnten. Im Süden ist der Burg ein maximal 11,5 m tiefer und 16 m breiter, aus dem anstehenden Fels herausgearbeiteter Graben als Annäherungshindernis vorgelagert, der heute durch eine Aufschüttung Zugang zur Burgruine gewährt. Der ehemalige Zugang lag im Norden der Vorburg am Rand des Steilhangs zur Ruhr.

Diese umfasst neben dem aufgrund des Steinbruchs nur noch halb erhaltenen Torhaus drei weitere Gebäude, die teilweise unterkellert waren und wahrscheinlich als ehemaliger Sitz von Burgmannen zu interpretieren sind. Ein weiteres Gebäude fiel ebenfalls dem Steinabbau zum Opfer. Daneben konnten zwei Öfen zur Eisenaufbereitung nachgewiesen werden.

Die Hauptburg ist von der Vorburg durch eine Mauerfront mit integriertem, repräsentativem Torhaus abgegrenzt, an das sich eine vermutliche Wächterstube anschließt. Diesem ist im Westen zum Burginneren hin ein großes, mindestens zweiteiliges Gebäude mit vermuteter wirtschaftlicher Funktion angeschlossen. Gegenüber diesem Bauwerk befinden sich die Repräsentationsbauten. Es handelt sich um insgesamt vier aneinandergrenzende Räume, bei denen es sich unter anderem um den Palas mit großem Saal und die Burgkapelle handelt. Reste von Bauschmuck zeugen von ihrer ehemals prächtigen Ausstattung. Neben dieser Dreiflügelanlage konnten noch drei weitere Gebäude im Inneren der Hauptburg nachgewiesen werden. Den Südabschluss der Burg Isenberg bildet der mächtige Hauptturm mit bis zu 6,5 m dicken Mauern und einer ehemaligen Höhe von 30 m bis zu 50 m.

Grundrissplan und Modell der Ruine Idenburg (S. Leenen).

Funde

Die innerhalb der Burgruinen aufgedeckten Funde weisen in großen Teilen auf den gehobenen sozialen Status der ehemaligen Bewohnenden hin. Sie stammen zumeist aus den Zerstörungsschichten und datieren daher eindeutig in die Belegungszeit der Anlage.

Den Hauptteil machen dabei die keramischen Funde aus. Es handelt sich hierbei neben einfachem, lokal produzierten Koch- und Essgeschirr um importiertes Faststeinzeug aus dem Rheinland. Auch kommen kleinere, farbig glasierte Keramikgefäße vor, die von weither auf die Burg Isenberg importiert wurden. Gefäßförmige Kacheln weisen auf die Innenausstattung einzelner Räume mit Kachelöfen hin.

Neben diesen Fundstücken konnten auch diverse Metallobjekte aufgefunden werden. Dabei handelt es sich neben verschiedensten Werkzeugen auch um Objekte, die mit der Pferdehaltung und Reiterei zusammenhängen. Ungewöhnlich sind die nur selten angetroffenen Waffenteile. Für die hohe gesellschaftliche Stellung stehen vergoldete Zierelemente von Kleidung, Schmuckteile oder ein vergoldeter Reitsporn. Besonders hervorzuheben sind eine vergoldete Schale und ein ebenfalls vergoldeter Kerzenleuchter.

Keramikfunde von der Isenburg (Foto: S. Leenen).

Zur Geschichte der Grafenfamilie von Altena/Isenberg

Die Grafen von Altena gehörten als Zweig der Grafen von Berg zu den bedeutendsten westfälischen Hochadelsfamilien des ausgehenden 12. Jahrhunderts. Nach Aufteilung der Familienbesitztümer zwischen den beiden Söhnen Friedrich und Arnold von Altena baute letzterer seine Gebiete weiter aus. Zur Sicherung seiner Besitztümer im Bereich Werden, Rellinghausen und Essen begann er schließlich den Bau der Burg Isenberg kurz nach 1193. Vor allem ging es dabei um die Festigung der Kontrolle über die reiche Vogtei Essen.

Nach dem Tod von Arnold gelangte schließlich um 1209 dessen zweitgeborener Sohn Friedrich von Altena, der sich nach seinem 1216/17 fertiggestellten neuen Wohnsitz selbst „Friedrich von Isenberg“ nannte, an die Macht. Zwischen diesem und seinem Großcousin, dem Erzbischof Engelbert von Köln, eskalierte schließlich der Streit um die Essener Vogtei. Dieser gipfelte in der Ermordung von Engelbert bei einer missglückten Gefangennahme im Jahre 1225. Friedrich von Isenberg wurde in der Folge durch den König geächtet und musste fliehen. Der Nachfolger des Engelbert von Köln führte zudem einen großangelegten Rachefeldzug gegen verschiedene westfälische Adelige. In diesem Kontext wurde auch die Burg Isenberg zerstört, die zuvor wahrscheinlich kampflos an den Feind übergeben worden war. Friedrich selbst wurde 1226 gefangen genommen und in Köln hingerichtet.

Sein Nachfolger, Dietrich Graf von Isenberg/Limburg, versuchte sich in den folgenden Jahren zu behaupten, konnte aber sein Geschlecht nie wieder zu neuer Größe und Bedeutung führen.

Fresko im Schloss Burg mit der Szene des Überfalls auf den Kölner Erzbischof (LWL-Archäologie für Westfalen/ S. Brentführer).

Literatur

S. Leenen, Die Burg Isenberg in Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis. Frühe Burgen in Westfalen 25 ³(Münster 2019).

Weiterführende Literaturauswahl

L. Bender, Der Isenberg und die Geschichte seines Hauses. Eine historische Studie ³(Langenberg 1883).

H. Eversberg, Die Isenburg und der Isenberg in Hattingen a. d. Ruhr (Hattingen 1975).

H. Eversberg, Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung in der Burg Isenberg in Hattingen a. d. Ruhr zwischen 1194 und 1225. Ein Vorbericht (Hattingen 1982).

S. Leenen, Aspekte zum Bau der Hattinger Isenburg. Burgen und Schlösser 46 (1), 2005, 35-40.

S. Leenen, „… et solo coequatam…“ Der Tod Engelberts von Köln und die Zerstörung der Isenburg 1225/1226. Mitt. Dt. Gesell. Arch. MA u. NZ 15, 2005, 75-80.

S. Leenen, Die Isenburgen an der Ruhr. Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 52 (Darmstadt 2011).

U. Lobbedey, Funde von der Burg Isenberg (zerstört 1225) in Hattingen (Stadt), Ennepe-Ruhr-Kreis. Westfalen 61 (1), 1983, 60-83.