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Die Landwehr bei Schmallenberg-Schanze, 1905 (Planarchiv der Altertumskommission).

Die Landwehren im sauerländischen Rothaargebirge

Über die sauerländischen Landwehren

Landwehren wurden im Spätmittelalter zur Sichtbarmachung territorialer Außengrenzen von vielen Grundherren und Städten errichtet, um vor Überfällen, Diebstahl und Seuchen zu schützen. Im Sauerland kam dem Rohstoffreichtum als wichtige Grundlage wirtschaftlichem Reichtums dabei eine besonders schützenswerte Stellung zu. Die naturräumlichen Gegebenheiten geschickt ausnutzend wurden daher in diesem Gebiet bevorzugt kürzere Wall-Graben-Züge errichtet, um Metallvorkommen und Versorgungs- beziehungsweise Handelswege zu sichern oder den Produkt- und Warenverkehr gezielt zu lenken. Es handelt sich also bei den einzelnen Anlagen eher um Abschnittshindernisse an strategisch wichtigen Punkten denn um zusammenhängende Landwehrsysteme, wie sie im Flachland dominieren.

Die Landwehren beziehungsweise Abschnittswälle im sauerländischen Rothaargebirge verloren aufgrund der verkehrsgeografisch schwierigen Situation des Gebietes anders als die Landwehren im Flachland auch in der frühen Neuzeit ihre Bedeutung nicht, da bis zum Bau der Eisenbahn die bereits im Mittelalter erschlossenen Fernwege weiter in Benutzung blieben. Die Wegesperren dienten den Grundbesitzern also weiterhin als Zoll- und Wegegelstationen.

Die sauerländischen Landwehren liegen heute vor allem in älteren Fichtenbeständen, was sie stark in ihrer Erhaltung gefährdet. Nicht nur fehlt aufgrund des geschlossenen Kronendachs eine erosionsmindernde Krautschicht, auch ist der Baumbestand durch die Klimaveränderung und den dadurch bedingten Schädlingsbefall stark geschwächt und anfällig für Windbruch. Auch die Größe der modernen Forstmaschinen stellt eine Bedrohung für die oft niedrigen Wälle dar.

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Lage der vorgestellten Landwehrabschnitte (Grundlage: GeoBasis NRW 2018; Bearb.: Altertumskommission/Ohrmann).

Nähere Informationen zu den Landwehrabschnitten

Die Briloner Landwehr am Forstenberg (Nr. 1)

Die Landwehr am Forstenberg verlief durch das Tal der Hilbringse hinauf bis zur Klippenzone des Forstenberges, wo sie noch auf einer Länge von 310 m erhalten ist. Errichtet wurde sie als einfacher Wall mit einer Breite von 6,5 m an der Basis und 1 bis 1,7 m Höhe mit hangseitig vorgelagertem Graben. Sie diente vor allem als Wegesperre eines bedeutenden Fernhandelsweges, der durch Hohlwegbündel markiert wird, und damit zur Kontrolle über den Warenstrom.

Die Landwehr ist nur ein kleines Teilstück einer ehemaligen Befestigungslinie der Grenze zwischen Brilon und Olsberg, die aus verschiedenen, nicht unmittelbar zusammenhängenden Wällen und vereinzelten Warttürmen bestand. Auch die Ringwallanlage Bobergs Kirchhof zählt zu dieser hinzu. Bemerkenswert ist, dass dieser Sicherungsstreifen in etwa die Hälfte der vor Ort nutzbaren Erzvorkommen miteinschloss.

Die Landwehr am Forstenberg im DGM (Grundlage: GeoBasis NRW 2018; Bearb.: Altertumskommission/Klinke und Ohrmann).

Die Landwehr am Ochsenkreuz bei Olsberg-Wiemeringhausen (Nr. 2)

Südlich von Wiemeringhausen verlief ein Höhenweg über den parallel zur Ruhr verlaufenden Rücken, der durch einen weiteren Landwehrabschnitt gesperrt und somit kontrolliert werden konnte. Diese Wegesperre steht im Zusammenhang mit einer kleinen Ringwallanlage auf der Hauslegge, deren Bewohnenden höchstwahrscheinlich für die Kontrolle des Weges und einen benachbarten, größeren Pingenzug entlang einer oberflächennahen Erzader zuständig waren.

Die Landwehr wurde über die gesamte Passlänge von 280 m errichtet, wobei sie heute an der Basis eine Breite von 2 m aufweist und zwischen 0,5 und 1,5 m hoch erhalten ist. Begleitende Gräben sind nicht mehr nachzuweisen.

Die Landwehr am Ochsenkreuz (R. Köhne).

Die Schwedenschanze am Astenberg (Nr. 3)

Die sogenannte „Schwedenschanze“ verläuft über 430 m Länge am Südhang des Kahlen Astens in südwest-nordöstlicher Richtung. Sie besteht aus einem Wall mit einer Basis von 9 m Breite und einer erhaltenen Höhe von bis zu 1,80 m und wurde aus dem steinigen und lehmigen Grabenaushub aufgeschüttet. Auch sie diente als Sperrriegel für einen mittelalterlichen Handelsweg, den sogenannten Astenweg, der hier über einen Rücken zwischen zwei Quellmulden verlief. Als weitere Funktion kann die Verhinderung von Holzdiebstahl angenommen werden, da der Wald im Spätmittelalter aufgrund starker Übernutzung in den umliegenden Gebieten geschädigt worden war.

Die Schwedenschanze am Astenberg (R. Köhne).

Die „Astenbergische Schantz“ (Nr. 4)

Bei der „Astenbergischen Schantz“ handelt es sich um ein System aus zwei in etwa 400 m Abstand voneinander parallel verlaufenden Wällen, die als Wegesperren der Heidenstraße nach Winterberg und zum Schutz der Besitzungen des Klosters Grafschaft am Astenberg dienten. Sie nutzen die topografische Lage geschickt aus, da sie die gesamte Breite eines auf etwa 150 m verengten Höhenrücken abriegeln und zählen aufgrund ihrer Lage auf 779 m ü. NN als die höchste Landwehr Westfalens.

Beide Wälle weisen eine Basis von 3 m Breite bei einer erhaltenen Höhe von bis zu 1,5 m auf. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch erkennbaren, vorgelagerten Spitzgräben sind heute nicht oder nur noch kaum zu erkennen. In den westlichen Wall wurde in jüngerer Zeit zudem eine kleine Viereckschanze, in den östlichen eine Dreiecksbastion nachträglich eingebaut.

Die Schwedenschanze bei Altastenberg, 1903 (Planarchiv der Altertumskommission).

Die „Landtwehr oder Schanze“ auf dem Langescheidt (Nr. 5)

Auch die Landwehr auf dem Langescheidt nutzt die Topografie aus, indem sie ebenfalls den Heidenweg auf einer Einengung des Höhenrückens sperrte, über den dieser verlief. Sie diente also vornehmlich der Kontrolle von Warentransporten, in diesem Fall von Holzkohle und Salz für Wittgenstein und Eisenerz für die Hammerwerke an der oberen Lenne.

Es handelt sich um eine 110 m lange, dreizügige Wallanlage mit 19 m Breite und Wallhöhen von bis zu 1 m, die in einem zweiten Ausbauschritt um einen weiteren, nur aus zwei Wällen bestehenden 80 m langen und 5 m breiten Abschnitt erweitert wurde. Durch eine Karte von 1635 ist für diese Wegsperre ein Schlagbaum nachgewiesen.

Landwehr auf dem Langescheidt bei Schmallenberg (R. Köhne).

Literatur

R. Köhne, Landwehren im sauerländischen Rothaargebirge, Hochsauerlandkreis. Landwehren in Westfalen 3 (Münster 2018).

Weiterführende Literaturauswahl

C. Becker, Geschichtliche Nachrichten über die in dem Briloner Stadtgebiet untergegangenen Dorfschaften und Einzelhöfe nebst einem Anhange über die Briloner Landwehren (Brilon 1865).

P.-R. Hömberg, Altwege in Südwestfalen aus der Sicht der archäologischen Denkmalpflege im Regierungsbezirk Arnsberg. In: V. Pingel (Hg.), Wege als Ziel. Koll. z. Wegeforsch. i. Münster, 30. November/1. Dezember 2000, Veröff. d. Altertumskommission 13 (Münster 2002) 131-144.

R. Köhne, Landwehren in den Bergbauregionen des sauerländischen Mittelgebirges. In: C. Kneppe (Hg.), Landwehren. Zu Erscheinungsbild, Funktion und Verbreitung spätmittelalterlicher Wehanlagen. Beitr. z. Koll. d. Altertumskommission f. Westf. am 11. und 12. Mai 2012 in Münster (Münster 2014) 191-200.

W. Reininghaus, Quellen zur Geschichte der Stadt Brilon 1482-1578. Veröff. d. staatlichen Archive d. Landes NRW, Reihe C, Bd. 49 (Münster 2003).