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Plan des Kindelbergs um 1900 (Altertumskommission für Westfalen/Archiv).

Der Kindelsberg bei Kreuztal

3,5 km östlich von Krombach und südlich von Littfeld liegt am Rande des Littfebachtals der Kindelsberg. Auf dessen Gipfel befindet sich eine Ringwallanlage, die eine Fläche von 0,5 ha umfasst.

Lediglich 1933 gab es mehrwöchige Grabungen an der Ostseite der Anlage und an den Toren im Norden und Süden. In den Jahren 1989 und 1990 wurden Bauarbeiten, die in den Wall eingriffen, archäologisch begleitet.

Heute befindet sich auf der Kuppe ein Aussichts- bzw. Funkturm, eine Gaststätte und ein Kinderspielplatz.

Nähere Informationen zur Anlage

Aufbau & Befunde

Die Wallanlage hat einen langovalen Grundriss mit einer Länge von etwa 105 m und einer maximalen Breite von 65 m.  Der bis heute erhaltene Wall hat noch eine Höhe von etwa 1,5 m. Im Inneren dieses Walles hat sich die ursprüngliche Zweischalenmauer erhalten. Diese wurde aus zwei Trockenmauern gebildet, die im Inneren mit Lehm und Bruchsteinen verfüllt waren. Außen vor der Mauer lag eine Berme mitsamt flachem Graben, innen befanden sich Materialentnahmegruben.

Im Norden und Süden der Anlage konnte anhand von Walllücken und Erdbrücken je ein Tor nachgewiesen werden. Das näher untersuchte Südtor war wohl ursprünglich als einfaches Kastentor angelegt, was Pfostenlöcher und Steinsetzungen andeuten. Die Interpretation der Befunde als Torturm kann einer näheren Betrachtung allerdings nicht standhalten.

Mögliche Innenbebauung kann aufgrund der starken modernen Überprägung nicht mehr nachgewiesen werden.

Plan des Kindelsberges von 1999 (Plan: WMfA).

Funde & Datierung

Bei den archäologischen Untersuchungen konnten keinerlei aussagekräftige Funde gemacht werden, die auf eine Datierung der Anlage schließen lassen. Der Lesefund eines jungsteinzeitlichen Steinbeiles stammt wohl aus der Zeit vor der Errichtung des Walles.

Aufgrund der unspezifischen Bauweise ist eine Datierung der Befestigungen ebenfalls nicht möglich. Vergleichbare Anlagen datieren von der vorrömischen Eisenzeit bis in das Hochmittelalter. Durch Parallelen zu ähnlichen Bauwerken wurde bislang allerdings eine Datierung in das 10. bis 12. Jahrhundert favorisiert, was durch die Ergebnisse einer neueren Radiokarbondatierung, die in das 8. bis 9. Jahrhundert v. Chr. verweist, allerdings in Frage gestellt werden kann.

Blick auf den Kindelsberg von Norden (Hömberg 1998, Titelbild).

Literatur

P. R. Hömberg, Der Kindelsberg – Stadt Kreuztal, Kreis Siegen-Wittgenstein. Frühe Burgen in Westfalen 13 (Münster 1998).

Weiterführende Literaturauswahl

H. Behagel, Die Ausgrabungen auf dem Kindelsberg. Heimatland 9, 1933, 139-142.

E. Krämer, Der Kindelsberg. Bergmassiv und Wallburg, Siegerland 83, Heft 1, 2006, 3-12.

O. Wagener, Neue Erkenntnisse zur Burg- und Wallanlage auf dem Kindelsberg. In: E. Cichy/M. Vomhof/O. Wagener (Hrsg.), Grenze Landwehr Burgen. Das nördliche Siegerland im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, Beiträge zur Geschichte Hilchenbachs 28 (Kreuztal 2015) 93-106.

M. Zeiler, Noch ein eisenzeitlicher Wall in Westfalen. AiD 33, Heft 4, 2017, 74.